Aufnehmen im professionellen Tonstudio
- Michael Imm

- 7. Jan. 2021
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Feb. 2024
Jeder Musiker, der eine eigene Platte produzieren und etwas aufnehmen will, steht früher oder später vor der Frage: soll das ganze im professionellen Tonstudio oder im Homestudio passieren? Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile, die es zu beachten gilt - deshalb möchte ich Dir in diesem Artikel näher erläutern, welche Vorteile ein Besuch im professionellen Aufnahmestudio bringt.

Einleitung: Die Aufnahme als Fundament für guten Klang
Durch meine Arbeit und die bisherigen Erfahrungen als Tonmischer, möchte ich jedem Musiker folgendes ans Herz legen, da es heutzutage immer mehr in Vergessenheit gerät:
Die Qualität der Aufnahmen, die später abgemischt werden, sind der ausschlaggebende Faktor für die Klangqualität des Endergebnisses.
Während es einem Laien mühelos möglich ist, selbst die besten Aufnahmen im Mix so zu versauen, dass der Song klingt wie mit einem Toaster aufgenommen, ist eine schlechte Aufnahme, selbst von erfahrenen Tonmischern, nur schwer auf ein akzeptables Niveau zu heben, geschweige denn, sie wie eine Spitzenproduktion klingen zu lassen. Es versteht sich also von selbst, dass bei diesem Schritt keine Kompromisse eingegangen werden dürfen, da hier das maximal erreichbare Qualitätspotential einer Produktion vorgegeben wird.
Doch eine gute Aufnahme erfordert gute Aufnahmetechnik, einen gut klingenden Aufnahmeraum und natürlich einiges an Wissen und Erfahrung im Umgang mit der Technik in Verbindung mit einem geschulten Ohr - All das steht Dir in einem professionellen Aufnahmestudio und mit einem erfahrenen Recording-Engineer zur verfügung.
Deine Vorteile im professionellen Tonstudio

1. Betreuung durch Meister ihres Handwerks
Der wohl unbestreitbar wichtigste Vorteil, der Dich in einem professionellen Tonstudio erwartet, liegt tatsächlich darin, dass Du von Tontechnikern betreut und durch den gesamten Aufnahmeprozess begleitet wirst. Ganz im Gegensatz zur gängigen Porträtierung in Filmen und Serien, sind echte Recording-Engineers übrigens nicht die mürrischen, genervten Säcke die bei jedem Wunsch der Musiker mit den Augen rollen, sondern für die Dauer der Sessions eher wie engagierte Mitglieder der Band, die sich einbringen wie und wo sie nur können.
Gerade als Anfänger, kannst Du dich so ganz auf die Entfaltung Deines Talents und das festigen Deiner Identität als Künstler konzentrieren, ohne nebenbei noch die Technik bedienen und die Regeln des Prozesses beachten zu müssen.
In guten Aufnahmestudios agiert der zuständige Tontechniker, zusätzlich als emotionale und kreative Stütze und hilft, solltest Du an Deine Grenzen stoßen, diese schnell zu überwinden und Dein volles Potential zu entfalten. Eine Begleitperson bei der Aufnahme, mit einem geschulten Ohr, weiß genau worauf geachtet werden muss, damit das Endergebnis souverän und professionell klingt und wann es besser ist, eine kurze Pause einzulegen damit der Künstler nicht ausbrennt.
Auch wer als Band ein Tonstudio besucht, profitiert von der Betreuung eines erfahrenen Tontechnikers: Neben seelischer Unterstützung, kümmert sich der Tontechniker um die gesamte Organisation des Aufnahmeprozesses.
Er plant wie aufgenommen wird, ob als gesamte Band gleichzeitig, oder im Overdub Verfahren (hier werden die Instrumente und der Gesang nacheinander aufgenommen), wählt und baut sämtliche Mikrofone auf und erledigt die Verkabelung und den Signalfluss.
In Top-Studios gehört es auch zum Service das Schlagzeug vor der Aufnahme auf die Tonart des Songs zu stimmen, Gitarren und Bass, wenn nötig, mit neuen Saiten auszustatten und die Bandmitglieder mit großartigem Kaffee bei Laune zu halten.
Sind die Aufnahmen alle erfolgreich abgeschlossen, bekommt der Künstler/die Band ihre Tonspuren ordentlich organisiert, beschriftet, konsolidiert und in hochwertiger Studioqualität ausgehändigt. Auch ein Roughmix, ein einfacher Mix der die Grundintention des Songs festhält, gehört in vielen Aufnahmestudios mit dazu – denn dieser dient später dem Tonmischer als Referenz für die Richtung, in die das ganze Projekt klanglich gehen soll.
2. Großartige Aufnahmeräume

Ein echtes Aufnahmestudio, erkennst Du in erster Linie an den Aufnahmeräumen. Wärend große Mischpulte auf Fotos zwar spektakulärer erscheinen, prägt ein akustisch optimierter Aufnahmeraum die Qualität der Tonaufnahme um ein vielfaches mehr.
Jedes Instrument für dessen Aufnahme man ein Mikrofon benötigt und auch die Stimme zählt dazu, ist auf der Aufnahme immer mit dem überlagerten Raumschall zu hören.
Gute Aufnahmeräume überzeugen durch ein natürliches, angenehmes Klangbild und können mit beweglichen Akustikelementen zusätzlich angepasst werden. So wird sichergestellt, das jedes instrument und jede Gesangsspur eines Songs, schon bei der Aufnahme in den klanglichen Kontext der Produktion passt.
Bands, die akustische Instrumente spielen, kommen hier besonders auf ihre Kosten. Ob Schlagzeug, Konzertflügel oder Streichquartet, diese Instrumente können nur in einem guten Aufnahmeraum ordentlich Mikrofoniert werden.
Auch Bands die gerne zusammen spielen und alles auf einmal Aufnehmen wollen, brauchen dafür genug Platz und eine ordentliche Raumakustik, denn die Mikrofone müssen so positioniert und ausgerichtet werden, dass sie tatsächlich die Instrumente aufnehmen für die sie gedacht sind und nicht auf der Gesangsspur, das Schlagzeug oder die Gitarre dominiert.
Um die Jahrtausendwende rum, gab es den Trend, Aufnahmen in möglichst schalltoten Räumen zu machen. Gerade Stimmen wurden in sogenannten Vocal-Booths aufgenommen. Sinn und Zweck war es, die Aufnahmen so trocken wie möglich zu halten, damit im Verlauf der Produktion alle Möglichkeiten offen bleiben. Wenn das Klangbild für die Produktion gefunden war, sollten die Spuren dann mit Digitalen Hallgeräten verhallt und in den Song eingegliedert werden. Resultat dieser Inkonsequenz beim Aufnahmeprozess, waren oft steril klingende und charakterlose Produktionen, was durch den Siegeszug der digitalen Musikproduktionstools nur noch verstärkt wurde. Glücklicherweise ist dieser Trend in den vergangenen Jahren wieder zurückgegangen und es findet eine Besinnung zu den Wurzeln statt.
3. Hochwertige Aufnahmetechnik

Der letzte, aber durchaus nicht zu vergessende Vorteil von dem Du in einem professionellen Aufnahmestudio profitierst, ist die hochwertige und oft über Jahre gesammelte Technik.
Jahrzehntealte Mikrofonklassiker die heute nur noch als teure Sammlerstücke zu erwerben sind, Mikrofonvorverstärker von höchster Güte und in allen möglichen Variationen des Klangcharakters und, je nach überzeugung des Studiobetreibers, eine Bandmaschine oder eben Analog-Digitalwandler die allein so viel Kosten wie ein Kleinwagen.
Wärend der Recording-Engineer sicherstellt dass die Künstler ihr bestes geben und die Räume einen schmeichelhaften akustischen Fußabdruck hinterlassen, wird mit der verfügbaren Technik sichergestellt, dass die Performance so lebensecht und verlustfrei wie möglich eingefangen wird. Denn all die Mühe bei deiner Performance und die Ttollen Räume, wären Perlen vor die Säue, wenn die Aufnahmen letztendlich durch mittelmäßige Technik zurückgehalten werden.
So sind die Geräte oft vom Studiobetreiber, oder Aufnahmetechniker Handverlesen und wegen einzigartiger Klangeigenschaften im Sortiment des Tonstudios. Diese Geräte sind meistens One-Trick-Ponys, aber durch die Verwendung für den angeschafften Zweck liefern sie überdurchschnittlich gute Ergebnisse.
Die Philosophie dedizierter Aufnahmestudios besteht in der Regel darin, für jeden Einsatzzweck ein Gerät zu haben, welches die Aufgabe hervorragend erfüllt. Im Gegensatz zu "Wir machen alles" Tonstudios, wo eher Technik verwendung findet, die in einem breiten Aufgabenbereich zwar solide aber eben nicht überragende Ergebnisse liefert.
Zusammenfassung
Der Besuch eines Tonstudios ist nicht nur wegen der teuren Technik interessant, sondern vor allem weil Dir als Musiker, sämtliche Hindernisse aktiv aus dem Weg geräumt werden, während Du motiviert und unterstützt wirst, bei Deiner Performance über Dich hinauszuwachsen. Für einen besseren Überblick, sind hier nochmal alle Vorteile des professionellen Aufnahmestudios zusammengefasst:
Keine technischen Vorkenntnisse nötig
Sehr gut klingende und akustisch anpassbare Aufnahmeräume
Hochwertige, handverlesene Aufnahmetechnik für jeden Einsatzzweck
Der Tontechniker kümmert sich um Mikrofonauswahl, -aufstellung und den Signalfluss
Der Künstler wird aktiv unterstützt und motiviert, so dass er sich ganz auf seine Performance konzentrieren kann
Der Tontechniker kann durch seine Erfahrung Anstöße geben, die schnell zu einem besseren Ergebniss führen
Nach erfolgreicher Aufnahme, bekommt der Künstler ordentlich organisierte, beschriftete und konsolidierte Stems für den nächsten Schritt der Produktion - das Mixing
Leider steht die Möglichkeit ein professionelles Tonstudio aufzusuchen nicht allen Musikern zur Verfügung. Die Gründe können vielfältig sein, doch oftmals scheitert es entweder an der Verfügbarkeit, da professionelle Tonstudios hauptsächlich in Großsstädten anzufinden sind, oder dem Geld, denn die Technik und die Mitarbeiter müssen bezahlt werden.
Produzenten und experimentierfreudige Musiker, die auch zwischendurch etwas Aufnehmen und es dann wieder verwerfen um sich auszuprobieren oder ihre Songs auszuarbeiten, können es sich oft nicht leisten, die gesamte Produktionsphase in einem nach Stunden- oder Tagessatz bezahlten Tonstudio zu absolvieren. Daher sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten, durch die bessere Verfügbarkeit solider Studiotechnik, eine neue Gattung von Tonstudios - die sogennanten Homestudios - entstanden.
Wenn Du mehr über die Vorteile und Einrichtung eines Homestudios erfahren willst und für wen so ein Studio geeignet ist, erfährst Du im Artikel "Aufnehmen im Homestudio".

Du hast Deine Songs bereits aufgenommen und suchst einen Spezialisten der diese professionell abmischt? Dann bist Du bei mir richtig! Klicke Hier, um mehr über meine Dienstleistungen als Tonmischer zu erfahren und ein unverbindliches Angebot für Dein Projekt einzuholen.


Kommentare