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Homestudio-Guide 1: Das Audiointerface

  • Autorenbild: Michael Imm
    Michael Imm
  • 22. Feb. 2021
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Mai 2021


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Im modernen, computerbasierten Tonstudio, ist das Audio-Interface der zentrale Bestandteil, um Sound aufzunehmen und in hoher Qualität wiederzugeben und bietet Dir als Musiker ein Komplettpaket mit hervorragendem Preis-/Leistungsverhältnis.


Die Kombigeräte verfügen über hochwertige Mikrofonvorverstärker, ADDA-Wandler, Kopfhörerverstärker und im besten Fall sind Monitorcontroller, sowie ein digitaler Mixer für schnelles Routing aller Audiosignale enthalten.

Durch die kompakte Bauweise, die große Beliebtheit und dem damit verbundenen hohen Fertigungsvolumen, bekommst Du als Musiker hochwertige Studiotechnik zu einem Preis, der vor 20 Jahren von der Branche als utopisch angesehen worden wäre.


Jeder kann heutzutage, das entsprechende Fachwissen vorausgesetzt, mit einem Audio-Interface für 200€ und einem soliden Mikrofon Aufnahmen machen, die denen eines Top-Studios in nichts nachstehen und so ist es wichtiger denn je, mit Kreativität und Durchhaltevermögen zu überzeugen - zumindest wenn die Karriere als professioneller Musiker das Ziel ist.


In diesem Guide erfährst Du, worauf Du achten solltest wenn Du ein Audiointerface für Dein Homestudio auswählst und einen zuverlässigen Begleiter für Deinen Workflow gewinnst.

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Anspruch und Notwendigkeit


Bevor Du mit der Suche nach dem richtigen Interface beginnen kannst, solltest Du zuerst festlegen wofür Du Dein Interface benutzen willst und wie Deine Pläne für die Zukunft aussehen:

  • Willst Du nur Vocals oder einzelne Instrumente aufnehmen und mit hoher Qualität abhören? Dann ist ein Interface mit wenigen, aber dafür besonders hochwertigen Vorverstärkern und Analog-Digital-Wandlern die richtige Wahl.

  • Willst Du eine andere Person aufnehmen? Dann ist ein zweiter Kopfhörerausgang wichtig, damit Du parallel die Aufnahme abhören kannst.

Kleine Kompaktinterfaces von Audient, RME oder Universal Audio sind in diesem Fall für Dich interessante Kandidaten.

  • Ist es Dein Ziel mehrere Instrumente und Künstler gleichzeitig, oder mit mehreren Mikrofonen aufzunehmen? In dem Fall brauchst Du mehr Kanäle und Vorverstärker und auch mehr Ausgabekanäle, um unabhängige Kopfhörermixe zu erstellen.

  • Möchtest Du analoge Hardware in Deinen Workflow einbinden oder Re-ampen ohne ständig neu zu verkabeln? In dem Fall solltest Du darauf achten, dass das Interface genügend Line-Outs und Line-Ins bietet und diese im besten Fall die Schaltung der Vorverstäker umgehen.

Die meisten Hersteller bieten für diese Einsatzzwecke 8-kanalige Interfaces im 19 Zoll Rackformat, die besonders bei den Preamps mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis überzeugen können. Wenn es mehr kosten darf sind RME, Steinberg oder Universal Audio eine gute Wahl.


Wenn Du weißt wofür Du Dein Audio-Interface verwenden willst, werden die technischen Aspekte wichtig.



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Die richtige Connection


Sobald klar ist, wofür Du Dein Interface benutzen willst, kommen die technischen Auswahlfaktoren ins Spiel.

Der wichtigste Faktor ist dabei die Verbindung zwischen Interface und Computer, denn als zentrale Schnittstelle zwischen der digitalen und analogen Welt, steht und fällt Dein Workflow und Wohlfühlfaktor mit der Stabilität der Verbindung und dem Gerätetreiber.


Zunächst sollte die Wahl der Schnittstelle erfolgen:


  • FireWire ist out. Punkt. Moderne Motherboards und Laptops bieten die Schnittstelle nativ nicht mehr an und so bist Du auf Erweiterungskarten oder Adapter angewiesen und diese machen häufig Probleme. Es mag zwar verlockend sein, die ausgedienten Interfaces für wenig Geld gebraucht zu erwerben, doch die Unberechenbarkeit der problemlosen Funktionsweise, fehlender Herstellersupport oder ein altersbedingtes Versagen, wiegen diesen vermeintlichen Vorteil schnell wieder auf. Im schlimmsten Fall erwirbst Du ein Interface, das garnicht von Deinem Rechner erkannt wird und bist gezwungen nochmal den gleichen oder höheren Betrag für ein aktuelles Gerät auszugeben. Daher Finger weg!


  • USB ist ein Standard der sich seit Jahrzehnten hält und mit der höchsten Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft bleiben wird. Ordentliche Treiber vorausgesetzt, bietet diese Schnittstelle, der gerne eine gewisse Trägheit und Instabilität nachgesagt wird, eine stabile und schnelle Verbindung. Dabei ist selbst eine USB 2.0 Schnittstelle für die meisten Anwender vollkommen zureichend, denn in den meisten Fällen liegt die hohe Latenz oder instabilität eines USB-Interfaces nicht an der zu niedrigen Datendurchsatzrate der Schnittstelle, sondern an schlecht programmierten Treibern oder minderwertigen Controllerchips. Der Hersteller RME setzt hier regelmäßig Maßstäbe und beweist seit nun fast zwei Jahrzehnten, das USB ab Generation 2.0 für Multikanalanwendungen, mit bis zu 64 simultanen Audiostreams ausreichend ist - wenn Du möglichst schnell, unkompliziert und zuverlässig suchst, dann ist ein RME Interface die beste Wahl.


  • Thunderbold, mittlerweile auch USB 4 genannt, war lange eine exklusive MAC Schnittstelle. Theoretisch bietet sie durch eine immense Bandbreite geringere Latenzzeiten und höhere Kanalzahlen als die vorherigen USB Generationen, doch praktisch sind Thunderbold Interfaces nicht automatisch die bessere Wahl, denn die Qualität der Treiber bestimmt auch hier die Güte des Zusammenspiels mit dem Rechner. Unter Windows ist Thunderbold nachrüstbar oder bei manchen Boards sogar nativ unterstützt, funktioniert aber bei weitem nicht so nahtlos wie unter MAC. Ständig gibt es Probleme durch Windows Updates - daher für den Durchschnittsverbraucher am Windows Rechner keine Option, aber für MAC-User sehr interessant.


  • Ethernet ist eine vergleichsweise junge und bis jetzt nur im obersten Preissegment vertretene Lösung. Der Hauptvorteil von Ethernet Interfaces sind die enorm hohen Kanalzahlen und die Möglichkeit, sehr komplexe Routings mit langen Kabelwegen zu realisieren, was diese Art von Interface für große Tonstudios mit mehreren Aufnahme- und Regieräumen interessant macht. Für Home-Studios sind Ethernet Interfaces, durch ihren hohen Preis und die wenigen Möglichkeiten zur Ausreizung der dafür gebotenen Features, weniger geeignet.



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Antrieb deines Workflows


Der Treiber Deines Audio-Interfaces hat entscheidende Bedeutung für Deinen Workflow:

Die meisten Interfaces, besonders wenn sie über mehrere Ein- und Ausgänge verfügen, die digital geroutet werden, bringen einen eigenen Audiotreiber mit.

Dieser lässt den Computer mit dem Audio-Interface kommunizieren, um die vielfältigen Möglichkeiten des Interfaces zu nutzen. Er bestimmt auch, wie stabil und wie schnell die Audioverarbeitung erfolgt.


Ein schlechter Treiber bringt folgende Probleme mit sich:

  • Abstürze Deiner DAW oder sogar den berühmten Bluescreen, wenn aufgrund eines Fehlers Dein Interface im Host als Audiogerät abgemeldet wird.

  • Den Zwang zum Neustart, wenn das Interface willkürlich nicht mehr erkannt wird.

  • Aussetzer, Klicks und Pops wenn Dein Rechner stärker belastet wird. Dies kann zu einem bestimmten Grad mit einer höheren Blockgröße (Buffer) kompensiert werden, hat aber auch höhere Latenzen zur Folge.

  • Hohe Latenzen (starke Verzögerung) beim einspielen von Virtuellen Instrumenten, oder, wenn kein Direct Monitoring verfügbar ist, Verzögerungen bei Aufnahmen über die Preamps.


Klingt alles nicht sehr berauschend, daher solltest Du Hersteller die zwar mit tollen Features locken, aber einen schlechten Ruf im Treiberbereich haben, konsequent aussortieren.

Die tolle Klangqualität oder technische Spielereien bringen Dir nichts, wenn Du schon beim Gedanken an die nächste Session kotzen musst oder ständig das Gefühl hast, gegen die Technik anzukämpfen statt kreativ zu sein.


Ich selbst nutze und empfehle Audient als sehr gut ausgewogene Lösung zwischen Features und Treiberqualität. Wenn keine Kompromisse bei Treibern gemacht werden sollen, gibt es nur eine Antwort: RME.


Informiere Dich vor dem Kauf in den einschlägigen Foren und wenn Du Dich für ein Gerät interessieren solltest, dem gelegentlich Probleme nachgesagt werden, achte darauf dass der Hersteller User in der Vergangenheit mit einem guten Kundenservice überzeugen konnte, denn diesen wirst Du vielleicht brauchen



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Wertigkeit der Vorverstärker


Wie wichtig ist die Qualität der Mikrofonvorverstärker für professionell klingende Aufnahmen?


Das Internet ist voll von Empfehlungen für teure Vorverstärker mit esotherischen Schaltungsdesigns, doch diese sind bei weitem nicht so wichtig, wie es oft dargestellt wird und der Mehrwert bei der Aufnahmequalität steht in keiner Relation zum Aufpreis, gegenüber einer soliden Schaltung der mittleren Preisklasse.

Moderne Audio-Interfaces sind bestens ausgestattet was Mikrofonvorverstärker betrifft, um Aufnahmen in Studioqualität zu machen - es ist lediglich wichtig, die Regeln des richtigen Einpegelns zu beachten, damit die Vorverstärker optimal arbeiten können.


Klanglich sind die meisten Interface-Mikrofonvorverstärker neutral abgestimmt. Damit sind sie sehr flexibel einzusetzen und mit den meisten Mikrofonen kombinierbar.

Hersteller wie Audient und Focusrite, werben gerne damit das ihre Mikrofonvorverstärker auf den Schaltungsdesigns ihrer großen Konsolen beruhen.

Inwiefern dies der Wahrheit entspricht ist schwer festzustellen, doch es gibt tatsächlich Nuancen im Klang in denen sich die Hersteller unterscheiden.

Es sollte durchaus eine Rolle spielen für welchen Klang Du dich letztendlich entscheidest, doch es sollte keine Priorität gegenüber den Aspekten der Konnektivität und den Treibern haben.


Viel wichtiger als die Nuancen im Klang, sind der Rauschabstand der Preamps und, besonders wenn Du dynamische Mikrofone wie das Shure SM7b benutzen willst, die maximale Verstärkung.

65dB Verstärkung sollte mindestens drin sein, damit Du Spielraum nach oben hast, denn Interface-Vorverstärker rauschen zur oberen Leistungsgrenze hin, exponentiell stärker.


Solltest Du den Wunsch haben, später einen sehr edlen Boutique-Preamp, wie einen Neve oder Trident zu verwenden und über Dein Interface einzuschleifen, ist es wichtig, dass Dein Interface es ermöglicht, die eingebaute Verstärkerschaltung zu umgehen, um das klangliche Potential der teureren Verstärkerschaltung optimal auszunutzen - sei es über einen dedizierten Line-In oder einen Insert-Return.



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Analog-Digital-Wandler und Kopfhörer Verstärker


Wie wichtig ist die Qualität der verbauten ADDA-Wandler?


ADDA-Wandler sind heutzutage so hochwertig, dass es für Menschen ohne geschultes Gehör, kaum wahrnehmbare Unterschiede zwischen 50€ Wandlern und High-End Geräten für mehrere tausend Euro gibt.


Dennoch gibt es Unterschiede im Klang und die Designphilosophie verschiedener Hersteller führt dazu, dass Wandler verschiedene Klangsignaturen haben. Da Du diesen Nuancen oft und lange ausgesetzt sein wirst, werden sie bei Deinen Entscheidungen eine gewisse Tendenz vorgeben. Solltest Du zum Beispiel vom Bauchgefühl her, eher einen klaren, transparenten Klang bevorzugen, hast aber einen Wandler der eher dicht und kräftig klingt, wird das dazu führen dass Du Deine Sounds eher etwas zu höhenlastig und scharf abstimmst, um die Signatur Deines Wandlers zu kompensieren.


Deswegen ist es durchaus wichtig, sich mit einem Gerät bei dem Dir Kleinigkeiten im Klangbild nicht zusagen, nicht zufrieden zu geben.

Achte hier auf Dinge wie Kälte, Härte, zu dicken oder zu dünnen Klang und wähle das Klangbild, welches Du intuitiv vom ersten Eindruck an, als natürlich und angenehm empfindest.


Wie wichtig ist die Qualität der verbauten Kopfhörerverstärker?


Die verbauten Kopfhörerverstärker haben einen bedeutend größeren Einfluss auf den Klang als die Wandlung und hier gibt es schon recht drastische Unterschiede. Gerade wenn Du viel mit Kopfhörern arbeitest solltest Du auf einen guten Kopfhörerverstärker achten, denn dieser bestimmt:

  • Die maximale Lautstärke mit der Du abhören kannst. Kopfhörer mit einer hohen Impedanz (z.B. 250 Ohm) brauchen höhere Verstärkerleistung.

  • Die Sauberkeit und Impulstreue der Wiedergabe. Je näher Du am Leistungslimit hörst, desto stärker wird der Verstärker in die Sättigung gefahren, was sich in einem körnigen, undurchsichtigen Klang äußert.

  • Den Rauschabstand - schlechte Kopfhörerverstärker neigen schnell zum Rauschen, was bei Kopfhörern die Du zeitweise über Stunden auf den Ohren hast, eine sehr nervige Eigenschaft ist.


Zusammenfassung


Nun da Du weißt, wie Du ein für Dich geeignetes Audiointerface auswählst, liegt es an Dir eine Entscheidung zu treffen. Ich habe Dir in diesem Artikel einige Hersteller vorgeschlagen, die eine gute Reputation besitzen und mit denen Du nicht viel falsch machen kannst. Es gibt natürlich unzählige andere Hersteller, auf deren Produkte Du zurückgreifen und über die Du Dich, nach den Kriterien dieses Guides, schon vor der Bestellung schlau machen kannst.


Für eine bessere Übersicht habe ich alle Kriterien, in absteigender Reinfolge, nochmal für Dich zusammengefasst:

  • Die Anzahl der Ein- und Ausgänge inklusive Vorverstärker und Kopfhörerverstärker

  • Die Art der Schnittstelle zur Verbindung mit dem Computer

  • Die Qualität und Zuverlässigkeit des Audiotreibers

  • Den Ruf des Kundensupports des Herstellers

  • Die Qualität der Mikrofonvorverstärker

  • Die Qualität der Kopfhörerverstärker

  • Die Klangsignatur der ADDA Wandler

Um das beste Interface auszuwählen, empfehle ich Dir, die Modelle auszusuchen die für Dich Interessant sind und diese dann über eine Webseite wie Thomann, mit der Möglichkeit der unkomplizierten Rückgabe, zu bestellen. So kannst Du mehrere Geräte bei Dir im Homestudio vergleichen und letztendlich das behalten, das Dir am meisten zusagt.



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