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Homestudio-Guide 2: Kopfhörer

  • Autorenbild: Michael Imm
    Michael Imm
  • 23. Feb. 2021
  • 7 Min. Lesezeit

Kopfhörer sind ein essentieller Bestandteil eines jeden Studios.

Egal ob Recording, Mixing oder Mastering - die kompakten Helferlein finden in allen Bereichen Anwendung. Doch Kopfhörer ist nicht gleich Kopfhörer: Es gibt sie in verschiedenen Bauweisen und für bestimmte Anwendungsbereiche optimiert.

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Damit Du als Musiker einen besseren Überblick bekommst und beim nächsten Kopfhörerkauf, gezielt das richtige Modell für Deine Anwendung auswählen kannst, habe ich diesen kleinen Guide zusammengestellt.

Die wichtigsten Auswahlkriterien im Überblick


Die Bauweise

Alle Kopfhörer lassen sich in drei übergeordnete Bauweisen einordnen, die verschiedene akustische Eigenschaften und dadurch bedingte, Vor- und Nachteile besitzen.

  • Geschlossen

  • Halboffen

  • Offen

Das Funktionsprinzip

Kopfhörer gibt es mit den folgenden drei Antrieben. Der Antrieb gibt an, nach welchem Prinzip die Membran bewegt wird und Schall erzeugt.

  • Dynamische Treiber

  • Planar-Magnet-Treiber

  • Elektrostatische Treiber

Impedanz

Die Impedanz von Kopfhörern hat einen direkten Einfluss auf die Klangqualität, aber auch auf die benötigte Verstärkerleistung und wird in Ohm angegeben. Je höher die Impedanz, desto mehr Verstärkerleistung wird für die gleiche Lautstärke benötigt.

Modularität und Nachhaltigkeit

Kabelbruch, abgenutzte Ohrmuscheln oder kaputte Kopfbänder. Diese Probleme können einen Kopfhörer nutzlos machen, es sei denn, die beschädigten Teile lassen sich austauschen. Einige Hersteller bauen Teilmodulare oder vollständig Modulare Kopfhörer und bieten somit eine Nachhaltige Lösung an.


Geschlossene Kopfhörer - Dein Begleiter beim Recording

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Bei geschlossenen Kopfhörern ist die Außenseite der Ohrmuschel luftdicht verschlossen. So dringt der rückseitig abgestrahlte Schall der Treiber (Membran+Antrieb), nicht nach außen


Das bringt folgende Vorteile:

  • Die Kopfhörer geben nur wenig Schall nach außen ab, perfekt also wenn Du vor einem Mikrofon stehst und aufnimmst, aber nicht den scheppernden Klang eines Kopfhörers auf der Aufnahme hören willst.

  • Die Kopfhörer lassen wenig Schall nach innen, so kannst Du Dich besser auf Deine Performance und den Beat konzentrieren.

  • Die Basswiedergabe ist prinzipbedingt besser, als bei dynamischen (halb-)offenen Kopfhörern, da die geschlossene Kammer als Luftfeder fungiert und dem Antrieb etwas auf die Sprünge hilft.

Geschlossene Kopfhörer haben aber auch Nachteile:

  • Durch die Geschlossene Kammer und den, von der Innenseite Schall der Ohrmuschel reflektierten Schall, entstehen Interferenzen, die den Klang verfärben

  • Der Klang wirkt durch das geschlossene Prinzip bei weitem nicht so räumlich wie bei (halb-)offenen Kopfhörern

  • Die Abschirmung von der Außenwelt kann als unangenehm empfunden werden. Du hörst Deine Stimme sehr präsent und ohne viel Raumanteil - ein sehr unnatürlicher Höreindruck


In der Regel kannst Du davon ausgehen, dass Du für Aufnahmen einen geschlossenen Kopfhörer verwenden solltest, besonders wenn Du laut abhörst. Denn (halb-)offene Kopfhörer können Deine Aufnahmen unangenehm harsch und sibilant klingen lassen, wenn sich der Schall des Kopfhörers, mit dem Schall Deiner Stimme überlagert. Spätestens nach der Kompression treten diese Hintergrundgeräusche stärker hervor und lassen sich nur sehr schwer abschwächen, ohne den natürlichen Klang der Stimme zu zerstören.


Wenn Du geschlossene Kopfhörer unangenehm findest und sie Dich klaustrophobisch machen, können halboffene Kopfhörer eine sinnvolle Alternative darstellen. Der Wohlfühlfaktor ist im Studio immer noch das wichtigste, denn nichts beeinflusst Deine Performance stärker.


Halboffene Kopfhörer - der goldene Mittelweg?

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Bei Halboffenen Kopfhörern, sind die Ohrmuscheln kontrolliert Schalldurchlässig, was sie weniger anfällig für Interferenzen und einen klaustrophobischen Eindruck macht. Diese Bauweise ist recht selten und stellt einen Versuch dar, die Vorteile der geschlossenen und offenen Kopfhörer zu verbinden.


Die Vorteile gegenüber geschlossenen Kopfhörern sind:

  • Weniger Klangverfärbung, denn der Schall wird nicht "eingesperrt" und durch die kontrollierte Undichtigkeit, findet ein Druckausgleich mit der Außenwelt statt. Interferenzen treten zwar noch auf, sind aber schwächer ausgeprägt.

  • Der Klang ist räumlicher und offener

  • Das Klangbild wirkt natürlicher, denn Du nimmst mehr von der Außenwelt war


Doch es gibt natürlich auch Nachteile:

  • Die Luftfeder-Wirkung geht verloren und die Basswiedergabe wird schwächer, was durch einen stärkeren Antrieb kompensiert werden muss und in einem höheren Preis resultiert

  • Es dringt nun Schall nach Außen, zwar nicht so ungehindert wie bei einem offenen Modell, aber trotzdem gut wahrnehmbar.

  • Du kannst leichter durch Hintergrundgeräusche abgelenkt werden


Halboffene Kopfhörer sind Mittelweg und Kompromiss zugleich. Wer geschlossene Kopfhörer nicht mag, ist mit halboffenen für Aufnahmeanwendungen besser beraten. 

Soll mit den Kopfhörern auschließlich (ab-)gehört werden, so ist ein offenes Modell meistens die bessere Wahl, denn durch die akustische Transparenz des Gehäuses ist der Klang meistens sauberer und verfärbungsfreier.


Offene Kopfhörer - Akustisch transparente Schallwandler


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Für Mixing- und Masteringanwendungen sind offene Kopfhörer meist das Mittel der Wahl. Aber auch anspruchsvolle Musikhörer, die in ruhiger Umgebung Musik hören, sind mit offenen Kopfhörern meistens am besten beraten.


Die Vorteile eines offenen Kopfhörers sind wie folgt:

  • Sehr transparenter, verfärbungsfreier Klang, da der rückseitig abgestrahlte Schall, in keinem Resonanzraum eingesperrt wird und ein vollständiger Druckausgleich mit der Außenwelt stattfindet.

  • Eine große und offene Stereobühne die weit über die Ohrmuscheln hinausreicht

  • Durch die Belüftung können offene Kopfhörer lange getragen werden, ohne dass die Ohren anfangen zu schwitzen.


Natürlich ergeben sich dadurch auch Nachteile:

  • Keine Luftfeder bedeutet eine schwache Basswiedergabe, welche der Treiber mit einem aufwändig konstruierten, starken Antrieb kompensieren muss. Bei offenen Kopfhörern aus der mittleren Preisklasse treten deswegen meist höhere Verzerrungen im Bassbereich auf. Planar-Magnet-Treiber sind ihren dynamischen Kollegen in dieser Hinsicht haushoch überlegen.

  • Schall dringt ungehindert nach Außen und kann Menschen in der Umgebung nerven

  • Schall dringt ungehindert ein, so dass der Hörgenuss nur in einer ruhigen Umgebung möglich ist


Wenn Du einen offenen Kopfhörer wählst, machst Du in Hinsicht auf einen möglichst sauberen Klang nichts falsch, solltest Dir aber der Einschränkungen bewusst sein. Wenn Du in der Straßenbahn oder im Bus Musik hören willst ist ein offener Kopfhörer völlig ungeeignet, genauso wie beim Aufnehmen vor einem Mikrofon.

Die verschiedenen Antriebe im Überblick


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Dynamische Treiber

Als Urprinzip jedes Schallwandlers, besteht ein dynamischer Wandler aus einer beweglichen Schwingspule, die eine Membran Antreibt. Dieses Prinzip ist altbewährt und wird bis heute zu 90% in Kopfhörern und Lautsprechern verwendet. Günstig in der Fertigung und technisch extrem ausgereift bieten dynamische Kopfhörer das beste Preis-Leistungsverhältnis.

Allerdings ist das dynamische System, selbst bei den besten Vertretern seiner Klasse, anfälliger für nichtlineare Verzerrungen und materialbedingte Eigenresonanzen.


Planar-Magnet-Treiber

Dieses Funktionsprinzip ist seltener und wird nur von einigen wenigen Herstellern verwendet. Planar-Magnet-Treiber bieten gegenüber von dynamischen den Vorteil, dass die gesamte Membran gleichmäßig zwischen zwei Magnetfeldern bewegt wird. Somit werden viele physikalisch bedingten Probleme des Spulen-Membran-Prinzips umgangen.

Der Antrieb ist bedeutend präziser und vor allem im Bassbereich leistungsfähiger, was ihn zur ersten Wahl macht, wenn es ein offener Kopfhörer mit hervorragender Basswiedergabe sein soll.


Elektrostatische Treiber

Auch wenn das dynamische Prinzip des Schallwandlers älter ist, waren die ersten Kopfhörer Elektrostaten. Heute ein absolutes Nischenprodukt, schwierig in der Umsetzung und dementsprechend sehr teuer.

Bei Elektrostaten befindet sich eine unglaublich leichte Membran, zwischen zwei perforierten Metallplatten. Die Membran wird statisch aufgeladen und von den auf ihr befindlichen Elektronen selbst bewegt. Die daraus resultierende Transientenwiedergabe und Verzerrungsfreiheit ist konkurrenzlos. Aber damit Elektrostatische Kopfhörer überhaupt funktionieren, benötigen sie spezielle Verstärker und können nicht einfach mit jedem beliebigen Gerät mit Klinkenanschluss verbunden werden, was die Anschaffungskosten nochmals in die Höhe treibt. Wer bereit ist hohe 4-5 stellige Summen auszugeben, bekommt hier das Beste vom Besten.


Du hast nun einen Überblick über die verschiedenen Funktionsweisen von Kopfhörern. In den meisten Fällen werden dynamische Kopfhörer ausreichend sein und Dich mit einem hervorragenden Klang verzaubern. Für höchste Ansprüche gibt es dann die beiden Alternativen.

Impedanzen - Klangqualität durch Widerstand


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Bei Kopfhörern bezieht sich die Impedanz auf den Widerstand der verbauten Schwingspule und ist so nur bei dynamischen Kopfhörern relevant - die Impedanz wird in Ohm angegeben.


Kopfhörer mit niedrigen Impedanzen <50 Ohm, benötigen weniger Verstärkerleistung um ausreichend laut zu spielen. Somit können Kopfhörer mit niedriger Impedanz an Smartphones, MP3-Playern und leistungsschwachen Kopfhörerverstärkern, ohne Einschränkung genutzt werden. 

Kopfhörer mit hohen Impedanzen benötigen mehr Spannung und eine höhere Verstärkerleistung um ausreichend laut zu spielen, doch bieten eine bessere Klangqualität.


Die Antwort auf das warum, findet sich in der Schwingspule des Antriebs. Eine niedrige Impedanz benötigt dickere Leiterquerschnitte für die Kupferdrähte, aus denen die Schwingspule gewickelt wird. Damit steigt die bewegte Masse, während das Magnetfeld und dadurch der Antrieb, durch die geringere Wickeldichte schwächer wird. Dies hat zur Folge, dass die Membran weniger kontrolliert schwingt, somit mehr nichtlineare Verzerrungen erzeugt und der Klang grobkörniger und dreckiger wirkt - feine Details in der Aufnahme gehen so verloren.


Es liegt auf der Hand, dass für den Studiobetrieb Kopfhörern mit hohen Impedanzen der Vorzug gegeben werden sollte, solange genug Verstärkerleistung vorhanden ist. Sind die Unterschiede gravierend? Nein.

Die Unterschiede sind wahrnehmbar, aber durch die jahrzehntelange Entwicklung des dynamischen Funktionsprinzips bei weitem nicht mehr so ausschlaggebend und Klangprägend, wie beispielsweise die Bauweise eines Kopfhörers.


Modularität und Nachhaltigkeit


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Wer lange Freunde an seinem Kopfhörer haben will, tut gut daran im vornherein zu Prüfen welche Ersatzteile vom Hersteller angeboten werden und wie weit sich der Kopfhörer selbst reparieren lässt.

Gerade das Kabel und die Ohrpolster sind Verschleißteile die gerne kaputt gehen oder sich stark abnutzen und getauscht werden müssen.

Die meisten Kopfhörer bieten deshalb austauschbare Kabel, manche mit dem 3,5mm Klinkenanschluss manche einen herstellereigenen, so dass Du auf das Original Zubehör und dessen Verfügbarkeit angewiesen bist.


Auch Ohrpolster lassen sich bei den meisten ordentlichen Kopfhörern austauschen, gerne auch gegen Ohrpolster von Drittanbietern die mehr Komfort oder einen besseren Klang versprechen. Wer zum Beispiel als Brillenträger, unter zu harten Polstern durch den Anpressdruck Schmerzen bekommt, findet hier schnell Abhilfe. Doch Vorsicht ist geboten bei der Auswahl, denn Ohrpolster können in ihrer Beschaffenheit und Dichte den Klang eines Kopfhörers massiv verändern - sowohl zum besseren als auch zum schlechteren.


Einige wenige Hersteller bauen ihre Kopfhörer komplett modular. Jedes Teil kann getauscht werden und ist vom Hersteller verfügbar. So wird selbst ein in die Jahre gekommener Kopfhörer wieder in Schuss gebracht und Geld gespart. Aufdrieselnde Kunstleder-Kopfbänder, ausgeleierte Ohrmuschel Arme oder versiffte Textilteile sind nur einige Beispiele.

Wenn Du Referenzkopfhörer für 200€ aufwärts kaufst, möchtest Du sicher nicht nach zwei Jahren erfahren, dass es keine Ersatzteile gibt.


Zusammenfassung


Du kennst nun alle technischen Merkmale, nach denen Du Kopfhörer unterscheiden und den richtigen für Deine Anwendungszwecke auswählen kannst. Während zum Zweck der Aufnahme, wirklich darauf geachtet werden sollte dass ein passender geschlossener Kopfhörer gewählt wird, ist die Auswahl für andere Anwendungszwecke nicht so bindend.


Im Endeffekt ist der wichtigste Auswahlfaktor nähmlich die eigene Präferenz was den Klang angeht und, um den richtigen Kopfhörer zu finden, solltest Du ein Fachgeschäft besuchen in dem Du verschiedene Kopfhörer anhören und miteinander vergleichen kannst.

Hier rate ich Dir, Deinem Bauchgefühl zu vertrauen und die Entscheidung nicht zu "zerdenken". Es bringt nichts einen Kopfhörer zu wählen, bei dem Du Dir die klanglichen Eigenschaften selbst schönreden musst oder übermäßig analytisch den "besten" ermittelst.

Aus eigener Erfahrung sprechend, solltest Du den Kopfhörer wählen, bei dem Du, sobald die ersten Takte der Musik spielen, vergisst Dich auf den Klang des Kopfhörers zu konzentrieren, nur noch auf die Musik achtest und keine große Lust mehr hast weitere Kopfhörer zu testen. Den im Endeffekt ist ein Kopfhörer nur ein Werkzeug und worum es wirklich geht ist die Musik.



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DRAFTJS_BLOCK_KEY:1au4sKopfhörer sind ein essentieller Bestandteil eines jeden Studios.

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